Ich bin im Alter von 50 Jahren mit einer organisierten Gruppe zum Annapurna gestiegen und habe als Erste der Gruppe im ersten Basislager, also bereits auf 3800m schwere Probleme mit der Höhe gehabt: den Aufstieg kaum noch geschafft, kein Appetit, Schwindel und die ganze Nacht keinen Augenblick Schlaf, weil der Körper nie genug Sauerstoff hatte, d.h. von sich aus immer tiefste Atemzüge holte (ich bin Yoga-/Atemlehrerin und habe da eigentlich genug Wissensvorteile). Ich bin anderntags mit der Weckglocke um 6h sofort aufgestanden und habe ohne Appetit auf Morgenessen den Abstieg angegangen. Ich bin mehr als einmal in meinen Stöcken gehangen und habe das Gefühl gehabt, keinen Schritt weiter zu kommen. Drei Sherpas haben mich überholt und unten für mich gekocht und das Zelt aufgerichtet. Essen habe ich nicht gekonnt, habe mich hingelegt und Fieber gemacht.
Ich war unter diesen 14 Mitwandernden sicher nicht das schwächste, untrainierteste Glied. War bis zu dieser Höhe das Reh in der Gruppe, an erster Stelle gelaufen.
Mittlerweile war ich mit Kollegen einmal auf dem Gornergrat und habe da auch als Einzige den letzten Teil des Aufstiegs kaum geschafft, weil ich mit dem Atmen fast nicht zurande gekommen bin.
Habe noch nie im Leben geraucht oder Alkohol getrunken und bin mit 1.63m 54kg schwer. Sämtliche ärztliche Untersuchungen weisen mich als äusserst und für mein Alter erstaunlich gesund auf. Ich bin mittelmässig sportlich, gehe aber mehr als einmal wöchentlich zu Berg (bin mittlerweile 61).
Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich keine 3000er mehr machen muss/will und auch in tieferen Ebenen Naturschönheiten finde. Trotzdem: Meinen Sie, ich müsste – zu meinem Vorteil – vielleicht doch eine spezielle ärztliche Untersuchung machen, weil bei mir grundsätzlich was mit meiner Atmung/meinen Lungen nicht stimmt?
Antwort der Redaktion
Nach Ihren ausführlichen Schilderungen zu urteilen, haben Sie sicherlich keine abklärungsbedürftige Erkrankung der Lungen bzw. der Atmung. Die gesundheitlichen Probleme treten bei Ihnen offenbar in grossen Höhen (2500 m bis 5300 m) auf, wo die Sofortanpassung der Körpers unzureichend ist. Dies bedeutet, dass eine Akklimatisierungszeit notwendig ist, um nicht zu erkranken. Ihre Probleme am Annapurna passen sehr gut auf die akute Bergkrankheit und auf ein Höhenlungenödem. Vielleicht ist die Tatsache, dass Sie gut trainiert sind, indirekt mit für die Entwicklung der Symptome verantwortlich, da sie als (Zitat) “Reh in der Gruppe” Ihrem Körper weniger Zeit geben, sich zu akklimatisieren. Ab 2500 Höhenmetern rechnet man im Schnitt mit einem Tag für die Akklimatisation pro weiteren 300–500 m.
Ich empfehle Ihnen zu diesem Thema folgende Artikel in unserem Journalarchiv zu lesen:
Review Höhenkrankheit: Teil I
http://www.sggm.ch/Dokumente/FA/FA_03_03.pdf
Review Höhenkrankheit: Teil II
http://www.sggm.ch/Dokumente/FA/FA_03_04.pdf